didacta 11.-15.02.2025 TICKET-ANFRAGE

UniTrain

Home-Lab bleibt bei Bosch ein Thema

Lernen zu Hause und trotzdem nah an der Praxis: Diesen Spagat haben die Ausbilder bei der Robert Bosch GmbH in Schwieberdingen im Frühjahr geleistet.
Als die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid19-Pandemie am striktesten waren, gaben sie ihren Auszubildenden Mechatronikern die Lernsysteme mit nach Hause. Wir haben mit Ausbilder Andreas Geiger, dem stellvertretenden Ausbildungsleiter Robert Köhler und den „Stuzubis” Rieke Miesterfeldt, Emil Schäuffele und Tobias Wölfler über die Erfahrungen im „Home-Lab” gesprochen.
 

Lucas-Nülle: Dass man unsere UniTrain-Systeme dank der Aufbewahrung im Koffer nicht nur gut lagern, sondern auch einfach transportieren kann, haben wir in der Vergangenheit gelegentlich betontDen Gedanken eines Einsatzes unserer Systeme ‚im Wohnzimmer‘ haben wir aber zugegebenermaßen nicht ernsthaft verfolgt. Corona hat die Karten auch in dieser Hinsicht neu gemischt. Im April hörten wir zum ersten Mal, dass Sie die Systeme den Auszubildenden bei Bosch in Schwieberdingen mit nach Hause geben werdenDa haben wir aufgehorcht. Wie lief diese Entscheidung damals ab?


Tobias Wölfler hat im Frühjahr die Ausbildungswerkstatt gegen das Home-Lab getauscht.

Robert Köhler: „Wie sich ja alle erinnern, haben sich Ereignisse in diesen Wochen überschlagen. Als klar wurde, dass wir die Auszubildenden auf nicht absehbare Zeit nach Hause schicken müssen, wollten wir nicht in Tatenlosigkeit verfallen. Wir haben uns also in Neuland gewagt und haben den Auszubildenden die Lernsysteme von Lucas-Nülle mitgegeben. Dafür benötigten unsere Azubis allerdings erstmals einen VPN-Zugang. Sowohl der Betriebsrat als auch die Jugendvertretung haben unser Engagement aber unterstützt und die interne Umsetzung war unkompliziert. Zu Hause mussten die Auszubildenden nur eine stabile Internetverbindung vorhalten. Das war alles in allem auch kein großes Problem.”  

Lucas-NülleDas hört sich so an, als habe die Umsetzung gut funktioniert? 

Andreas Geiger: „Absolut. Die Azubis kannten die Lehrgeräte bereits aus dem Betrieb und wussten, wie man sie anschließt und damit arbeitet. Natürlich haben wir nur eine begrenzte Zahl an Trainingssystemen zur Verfügung. Die Verteilung der Geräte zwischen den einzelnen Lerngruppen zu organisieren war logistisch eine kleine Herausforderung. Aber auch das ließ sich meistern.” 

Robert Koehler, stv. Ausbildungsleiter in Schwieberdingen
Andreas Geiger, Ausbilder
 

Lucas-Nülle: Abgesehen von der technischen Umsetzung, wie lief der Unterricht methodisch ab?

Andreas Geiger:
 „Selbst mit den Lehrsystemen bedeutet der reine Distanzunterricht natürlich einen Verlust an Möglichkeiten. Normalerweise bauen wir unsere Lehre auf einen Mix aus Theorieeinheiten, Selbstlernphasen und teilweise langfristig angelegten Projekteinheiten auf. In den Projekten können die Auszubildenden ihre neuen Kompetenzen anwenden. Auf diesen Teil mussten wir leider komplett verzichten bzw. wir mussten es später nachholen. Das Lernen an den Systemen rund um die verschiedenen Messübungen hat aber reibungslos funktioniert. Wir waren sehr zufrieden. Die Kommunikation fand über Skype statt. Auch das hat funktioniert, auch wenn es natürlich kein Vergleich zum ‚realen‘ Gespräch ist. Fragen zu beantworten, war schwieriger.” 

Lucas-Nülle: Was sagen die Auszubildenen dazu? Stimmen Sie Herrn Geiger zu? 

Tobias Wölfler: „Es hat gut funktioniert, ja. Am Ende konnten wir alle Fehler finden und technische Probleme mit der Hardware immer lösen. Aber die Kommunikation ist mühsamer und es dauert länger, als wenn man den Ausbilder direkt zur Hand hat.”

Emil Schäuffele: „Das hatte aber auch etwas Positives, fand ich. Ich für meinen Teil habe gemerkt, dass ich aus diesem Grund öfter als sonst zweimal nachgedacht habe, bevor ich eine Frage gestellt habe. Teilweise habe ich so die Dinge sogar nachhaltiger behalten. Insgesamt war das Konzept aber sehr gut zu Hause umsetzbar. Dass es auch praktische Lerninhalte gab, hat den Unterricht daheim abwechslungsreicher gestaltet. Ich habe es positiv erlebt.” 

Emil Schäuffele erkennt auch Vorteile des Labors am eigenen Schreibtisch.

Lucas-NülleWürdet ihr noch einmal ins Home-Lab gehen? 

Rieke Miesterfeldt:
„Unter diesen Umständen war es eine sehr gute Lösung. Aber das Labor hat schon viele, entscheidende Vorteile finde ich. Der unmittelbare Austausch Face to Face ist nicht zu ersetzen. Also: Ja, aber nur, wenn die Umstände es erfordern.”

Lucas-Nülle: Und was sagen die Ausbilder? 

Andreas Geiger: „Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen. Ich kann mir vorstellen, solche Phasen fest im Ausbildungsplan zu etablieren. Wie Emil eben gesagt hat, haben wir gemerkt, dass es die Selbständigkeit fördert und andere Facetten stärkt als der Präsenzunterricht. Nicht zuletzt fordert es auch uns als Ausbilder darin, uns auf neue Wege einzulassen.  Klar ist aber auch, dass es nur eine Ergänzung zu den bisherigen Methoden sein kann.“ 

Rieke Miesterfeldt im Home Lab mit UniTrain.

Lucas-Nülle: Das hört sich an, als habe die Zeit im Distanzunterricht auf jeden Fall nachhaltigen Eindruck hinterlassen? 

Andreas Geiger: „Bei mir auf jeden Fall. Das klassische Face to Face ist man seit viele Jahren gewohnt. Die Dinge nicht zu sehen, verändert die Situation komplett. Es ist wie gesagt mehr aktives Handeln der Azubis gefragt und man nutzt die Möglichkeiten der Technik, über die man so oft redet, viel stärker. Rückblickend begreife ich es als Bereicherung und definitiv nicht als notwendiges Übel.“ 

Lucas-Nülle: Der Einsatz der Systeme im ‚Home Lab‘ hat unter anderem so gut funktioniert, weil Sie im Unterricht stark auf die Lernsoftware von Lucas-Nülle setzen. Wie sieht dieser Einsatz genau aus?

Andreas Geiger: „Wir nutzen LabSoft als roten Faden für unseren Unterricht. Nehmen wir das Beispiel des Halbleiterkurses. Wir haben die vorhandenen Inhalte so angepasst, dass die Auszubildenden dort zuerst den Ablaufplan der gesamten Woche finden, in der Sie sich mit diesem Thema beschäftigen. Wenn sie mit Inhalten oder mit Software außerhalb des Programms arbeiten müssen, finden sie auch die dazu notwendigen Links und Verweise im LabSoft-Kurs.

Nicht nur das LabSoft-Design ist bei Bosch in Schwieberdingen speziell auf die eigenen Ausbildungsstandards angepasst.

Zusätzlich haben wir auch eigene Schaltpläne eingepflegt und das Design an Bosch angepasst.  Nicht zuletzt schreiben wir zu jedem Kurs eine kurze Einheit, die das Thema in den Gesamtzusammenhang der Ausbildung in der Automobilbranche einordnet. Aktuell ergänzen wir eigene Wissenstests für Prüfungen, die wir auch für die Notenvergabe verwenden. Das Programm bietet uns viele Möglichkeiten und wir nutzen sie gerne.”

Lucas-Nülle: Abschließend ein kurzer Blick in die Zukunft: Der Anteil elektrotechnischer Komponenten im Kraftfahrzeug nimmt aktuell stärker zu denn je. Wie begegnen Sie dieser Entwicklung? 

Andreas Geiger: „Wir haben schon früh in unserer Lehre auf Systeme gesetzt, die diese Komponenten außerhalb der Fahrzeuge erfahrbar machen. Wir haben hier einen breiten Erfahrungsschatz, der uns weiterhilft. Entsprechend werden wir auch die kommenden Entwicklungen angehen. Gleichzeitig bleiben wir offen und flexibel für neue Methoden.“ 

 

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